Zum
Begriff ''Projekt'' (arbeit)
"Die Zukunft gehört der Team- und
Projektarbeit" (Niklas Luhmann)
Zur Theorie der Projektarbeit
Unterschiedliche
Sichtweisen und Ansätze über Projektarbeit
Ökonomische
Begründung
Kaum ein Thema wird aktuell
so kontrovers diskutiert wie jenes der Unternehmenswertsteigerung. Auch wenn
den menschlichen Ressourcen bei den konkurrierenden Ansätzen des
Shareholder-Value[1]- und Stakeholder-Konzeptes[2]
vordergründig kein hervorragender Stellenwert eingeräumt wird, so kommt der
Arbeitskraft genauer betrachtet doch eine besondere Bedeutung zu: Innovatives,
motiviertes und produktives Personal ist der Grundstein zur Generierung eines
nachhaltigen Unternehmenswertes, ganz besonders in einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft.
'Projektteams' oder
'projektorientiertes Arbeiten' wird hier als 'Methode' , als 'Werkzeug'
gesehen, um auf dem Markt zu konkurrieren, um Kräfte effektiv zu bündeln.
Eine Hauptrolle übernimmt die Funktion der Personalentwicklung
(PE). Sie hat zur Aufgabe, alle Mitarbeiter zu befähigen, ihre gegenwärtigen
und zukünftigen Aufgaben effektiv und effizient zu bewältigen. Auf Seiten des
Unternehmens geht es in erster Linie darum, die Qualifikationen der Mitarbeiter
so zu nutzen, dass daraus Wettbewerbsvorteile erwachsen. Es ist danach zu
streben, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Leistungserstellung vorhanden
sind und sie den sich verändernden Bedingungen auf dem Markt (z. B. neue
Technologien) und im Unternehmen (z. B. Herstellung eines neuen Produktes)
unternehmensspezifisch angepasst werden können. Werden dabei die persönlichen
Ziele angemessen berücksichtigt, so trägt
dies zur
Arbeitszufriedenheit und Leistungsmotivation der Mitarbeiter bei. Die
Arbeitnehmer können sich weiterentwickeln und Qualifikationen erwerben, welche
ihnen ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhalten. In vielen Großfirmen ist auch eine
in die PE
integrierte Karriereplanung
üblich. Sie ermöglicht frühzeitig, geeignete Mitarbeiter zu identifizieren und
gezielt zu fördern.
(Beispiel
Aufgabenstellung für Projektarbeit Softwareentwicklung)
Firma
XY hat 10 Mitarbeiter, davon sind 8 in Projekten bei Kunden vor Ort tätig. Die Leistungsabrechnung
erfolgt über Stundennachweise.
Modellieren
Sie ein System, mit welchen die Mitarbeiterzeiten erfasst werden können und
entwerfen Sie eine Berechnungsgrundlage zur Rechnungserstellung.
Institutionelle
Begründung
Die
Projektarbeit hat das Ziel, die in den Präsenzphasen / .../ näher vermittelten
Fähigkeiten und Kenntnisformen einzuüben. Gewissermaßen modellhaft sollen die
komplexen Schwierigkeiten bewältigt werden, die im Berufsalltag ständiger
Begleiter sind Aus dieser Zielsetzung sind die Projektarbeiten tutorbegleitet
und interdisziplinär angelegt. Wesentlich ist der fachübergreifende Dialog und
der Umgang mit unterschiedlichen Sichtweisen, die am konkreten Projekt
konstruktiv weitergeführt werden müssen.
Das Rahmenthema
für die Projektarbeiten eines Jahrgangs wird vom Stiftungsrat vorgegeben. Die konkreten Einzelthemen werden mit
den beteiligten Firmen und zusammen mit den Studierenden während der ersten
Präsenzphase eines jeden Jahrgangs erarbeitet.
Pädagogische
Begründung
In der Phase der Entwicklung
und Erprobung des Situationsansatzes wurde der Projektarbeit eine große Bedeutung
zugesprochen. Im Rahmen von Projekten sollten Kinder mit Lebenssituationen
konfrontiert werden, in denen sie kognitive, soziale und emotionale Kompetenzen
erwerben, für ihre Entwicklung wichtige Erfahrungen machen und mit Menschen
außerhalb der Kindertageseinrichtung in Kontakt kommen können. Vom Deutschen
Jugendinstitut, vom Staatsinstitut für Frühpädagogik und von anderen
Institutionen oder Einzelpersonen wurden in enger Kooperation mit
Erzieher/innen Projekte entwickelt, erprobt und dokumentiert.
In den letzten zehn Jahren
wurde es um Projektarbeit in Kindertageseinrichtungen recht still. Hier
spielten sicherlich Missverständnisse hinsichtlich des Situationsansatzes und
die häufig zu beobachtende Verwässerung desselben eine Rolle. Meines Erachtens
ist aber Projektarbeit gerade heute wichtig - und kann übrigens im Rahmen eines
jeden pädagogischen Ansatzes eingesetzt werden.
So kommt es im Rahmen von
Projekten
beispielsweise zu
Die weitaus meisten
Lernerfahrungen werden im Verlauf eines Projektes gemacht; im Prozess findet
die Erweiterung kognitiver, emotionaler,motorischer und sozialer Kompetenzen
statt. Das Ergebnis eines Projekts ist eher zweitrangig - oder wie eine Erzieherin sagte: "Der Prozess der Entwicklung zur Ergebnis hin ist
wichtiger als das Ergebnis selbst".
Erziehungswissenschaftliche
Begründung
„Das Wort Projekt ist
vielleicht der letzte Ankömmling, der an die Tür der pädagogischen Terminologie
klopft, um hereingelassen zu werden.“ Diese Aussage von Kilpatrick stammt aus
dem Jahr 1918. Seit über 80 Jahren wird weltweit über Projekt (und
Projektarbeit) diskutiert, was darauf schließen lässt, dass ein grundsätzlicher
Nutzen dieses Konzepts vorliegt. Dass Projektarbeit immer wieder als „neue
Methode“ bezeichnet wird, hat wiederum auch seine Berechtigung, da uns
verschiedene (mehr oder weniger neue) Auslegungen dieses Konzeptes zur
Verfügung stehen. Auf die Frage, welche Merkmale Projektarbeit habe, hört man
oft die Antwort, dass für Projektarbeit ein gewisser zeitlicher Umfang, ein
eher komplexes Produkt und Gruppenarbeit charakteristisch sei. Diese
Interpretation von Projektarbeit steht allerdings weder in Einklang mit der
ursprünglichen Intention, noch mit der eigentlichen Bedeutung des Wortes und
(für uns relevant) mit den
Ansprüchen an eine moderne
Berufsausbildung. Ursprünglich (als „letzter Ankömmling“) wurde die Projektarbeit
wegen ihrer Potenziale zur Förderung des „planvollen Handelns“ geschätzt. Diese
Auffassung deckt sich mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes
„projizieren“: „nach vorne werfen“, „ent-werfen“. Damit wurde eine
schöpferische und eine konkrete Handlung antizipierende Aktivität bezeichnet.
Da eine
Bibliographie zum Thema Projektarbeit mehrere Seiten umfasst und sich über die
letzten Jahrzehnte viele verschiedene Autoren damit beschäftigt haben, ist es
nicht möglich, eine allgemein gültige Definition von Projektarbeit zu geben.
Alle Autoren nennen jedoch bestimmte Merkmale für Projektunterricht, die
sich in großen Bereichen überschneiden
und teilweise auch Differenzen aufweisen. Im folgenden soll versucht werden,
die Merkmale, bei denen alle Autoren weitgehend übereinstimmen, aufzulisten.
Auch differierende Ansichten sollen deutlich gemacht werden. Dagegen kann in
diesem Rahmen nicht die gesamte geschichtliche Entwicklung der Projektidee
dargestellt werden.
Bei dem Vergleich der
Merkmale der einzelnen Autoren beziehen wir uns im besonderen auf:
Bastian, Johannes /
Gudjons, Herbert: (Hg.) Das
Projektbuch II. Über die Projektwoche hinaus - Projektlernen im Fachunterricht.
Hamburg: 1990/98
Emer, Wolfgang / Lenzen,
Klaus-Dieter: Methoden des
Projektunterrichts. In: Bastian / Gudjons / Schnack / Speth (Hg.), o.O., 1997,
S. 213 ff
Flechsig, K.-H.: Was ist ein Lernprojekt? In: K.-H. Flechsig / D.
Haller (Hg.): Einführung in didaktisches Handeln. Stuttgart: 1995, S. 327 ff
Gudjons, Herbert: Was ist Projektunterricht? Begriff - Merkmale -
Abgrenzungen. in: WPB 36, 6, o. O., 1984, S. 260 ff
Abgesehen von der
unterschiedlichen Terminologie besteht eine weitgehende Einigkeit in den
folgenden Merkmalen:
Jedem Projekt liegt ein Problem
zugrunde, das bearbeitet und für das eine Lösung gefunden werden soll.
Die Teilnehmer sollen
eigenverantwortlich und selbstbestimmt
arbeiten. Dies betrifft sowohl den Arbeitsprozess als auch die Organisation und
Planung.
Projektarbeit bedeutet ganzheitliches
Lernen. Neben der kognitiven Ebene werden die Schüler auch affektiv,
emotional, sozial und motorisch gefördert. Zentraler Begriff ist das Handlungsorientierte
Lernen.
Interdisziplinarität: Im Gegensatz zum Fachunterricht integriert der Projektunterricht
immer Methoden, Perspektiven und Inhalte verschiedener Fächer.
Produktorientierung: Am Ende eines Projekts steht ein Produkt, das eine
Lösung zu dem ursprünglichen Problem bietet.
Über dieses Gerüst von
Merkmalen hinaus betonen und ergänzen die Autoren jeweils unterschiedliche
Gesichtspunkte:
Bastian / Gudjons (1998)
legen besonderen Wert auf den Situationsbezug für die Projektteilnehmer, d.h.
auf die Orientierung an deren Interessen und an der gesellschaftlichen Relevanz
des Problems.
Gudjons (1984) hebt explizit
die kommunikative und kooperative Komponente des sozialen Lernens hervor. Durch
die Organisation in Kleingruppen werden vielschichtige gruppendynamische
Prozesse in Gang gesetzt. Sowohl innerhalb der Gruppen als auch zwischen den
Gruppen müssen Absprachen getroffen und Kompromisse geschlossen werden.
Am Ende des Projekts steht
für Bastian / Gudjons (1998) vor allem die Überprüfung der erarbeiteten
Problemlösung an der Wirklichkeit. Bietet das Produkt eine wirkliche Lösung des
Ausgangsproblems? Verändert es die Situation?
Dahingegen sehen Emer /
Lenzen (1997) den Abschluss des Projekts in der Präsentation des
erstellten Produktes. Durch die Präsentation (wobei die Form nicht festgelegt
ist) wird das Erarbeitete einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nur so
kann es die Umwelt
verändern, d.h., auf das gesellschaftliche Umfeld der Schüler Einfluss nehmen.
Abschließend muss erwähnt
werden, dass alleine Gudjons (1984) auf
einen charakteristischen Unterschied zwischen Projekt- und Fachunterricht
hinweist. Im Gegensatz zum Fachunterricht isoliert der Projektunterricht keine
Teileinheiten eines Sachverhaltes. Vielmehr wird im Projektunterricht ein
Sachverhalt in seiner Ganzheitlichkeit betrachtet.
Hinweise zur
Durchführung eines Projekts
Ziel der
Projektarbeit
Die Projektarbeit hat - ganz
im Sinne des "autonomen Lernens" - eine selbstgewählte
Schwerpunktbildung nach eigenen Interessen zum Ziel. Das kann Verschiedenes
bedeuten:
Vertiefung in einem bestimmten
Bereich durch die selbständige Erarbeitung von Unterrichtsmaterial, in der
Erforschung von Zusammenhängen (Stichwort "Hintergrundwissen") oder
durch die Realisierung einer praxisbezogenen Aufgabenstellung.
Projektarbeit
als Teamarbeit
Projektarbeiten werden
grundsätzlich in Dreierteams durchgeführt/erstellt, ausnahmsweise sind größere
oder kleinere Gruppen möglich.
Warum Teams?
Teamarbeit bietet
vielfältige Chancen und Möglichkeiten, wird aber aus unterschiedlichsten
Gründen wenig realisiert. Arbeit in Teams bedeutet multiplizierte Kreativität,
Erfahrungen machen in der Koordination und im Aushandeln unterschiedlicher
Interessen. Schließlich werden Teams nicht verwaltet, sie regeln ihre Arbeit
intern selbst. Das Resultat ist Ergebnis dieser Teamarbeit und wird von allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam als Ganzes verantwortet. Daher gibt
es auch die gleichen Noten für das ganze Team.
Supervision
Wir halten die Projektarbeit
für einen wichtigen Bestandteil der Ausbildung am Universitätslehrgang. Damit
sowohl die Zusammenarbeit in der Gruppe wie auch die thematische Arbeit
möglichst gut, aber auch möglichst reflektiert vor sich gehen kann, hat jede
Projektgruppe Anspruch auf Begleitung durch einen Betreuer oder eine Betreuerin.
Deren Aufgabe ist es: mit der Gruppe zusammen zu einer adäquaten
Themendefinition zu kommen der Gruppe für maximal 10 Stunden Beratung und
Hilfestellungen zu geben (Dies gilt für Dreiergruppen. Größere bzw. kleinere
Gruppen können entsprechend mehr bzw. weniger Stunden beanspruchen.) die
entstandene Arbeit zu begutachten, zu benoten und Rückmeldung zu geben.
Führen Sie bitte ein
"Beratungsblatt" mit Datum, Dauer und Inhalt von Beratungssitzungen.
Dies zeigt Ihnen, während der Arbeit und im Rückblick, welches die Schwerpunkte
Ihrer Auseinandersetzungen sind und wie Sie im Team mit Ihrer Aufgabe
zurechtgekommen sind.
Thema
Ideal ist es, wenn das
Projektteam sein eigenes Thema findet.
Es sind viele und
verschiedenartige Themenstellungen denkbar. Voraussetzung ist nur, dass es im
Zusammenhang mit einem Forschungs-, Berufs- oder Sachfeld steht.
Beispiele:
Dokumentation
und reflektierte Aufarbeitung eigener aktueller Lehrerfahrungen (oder
Lernerfahrungen)
Mögliches
konkretes Vorgehen:
Stelle dir die folgenden
Fragen:
Was weiß ich über das Thema?
Interessiert mich das Thema?
Für wen ist das Projekt
gedacht? (Mitschüler, Eltern, Lehrer, Publikum, z.B.
bei Projekttagen,
Parallelklasse/n...)
Welchen Aspekt/welche
Aspekte des Themas will ich darstellen?
Wie kann ich mich
informieren?
Was will ich mit diesem
Projekt erreichen?
Welche Frage/n will ich mit
diesem Projekt beantworten?
Welche Informationsquellen
kann ich benutzen? (Bibliothek, Besuch einer Institution/Firma, Interview,
Umfrage,
Anrufe, Briefe schreiben,
Zeitschriften, Internet, deutsche Personen, Lehrer, Kontakte in
Deutschland,...)
Was sind die
Hauptinformationen des Projekt?
Wie kann ich die Quellen
zusammenfassen?
Wie gestalte ich das Layout?
(Darstellung der Informationen mit
Zwischenüberschriften)
Wie kann ich Fragebögen,
Bilder, Fotos, Tabellen, Briefe etc. in mein
Projekt integrieren, um das
Projekt zu illustrieren?
Was habe ich gelernt?
Habe ich das Ziel
erreicht/die Frage beantwortet?
Ist etwas besonders
Interessantes/Nützliches /Neues dabei herausgekommen oder etwas, was ich nicht
erwartet hatte?
Wie ist meine Einstellung
zum Thema jetzt ?
Wie will ich mein Projekt
darstellen? Als Poster, Wandzeitung mit Bildern, Scrapbook, Video, Kassette,
Mappe...?
getippt/ handgeschrieben
(ordentlich!)
aufgenommen (Video/Kassette
plus Skript)
Überschriften (klar und
deutlich)
Rechtschreibung (!)
[1] Shareholder
Value, Ertragswert des Eigenkapitals; Maßgröße
der Unternehmensbewertung als Alternative zum Substanzwert (Reproduktionswert).
Das S. V.-Konzept ist eine Unternehmensstrategie, bei der der Vorstand einer
börsennotierten Aktiengesellschaft durch alle Maßnahmen, die er in seinem
Unternehmen entwickelt und umsetzt, den Unternehmenswert im Sinne des
Marktwertes des Eigenkapitals steigern soll.
[2] Stakeholder
Gesellschaftliche Gruppen (zum Beispiel Kunden, Lieferanten,
Konkurrenten, Angestellte, Verbände, Medien, Kreditgeber, politische Gruppen,
die staatliche Verwaltung, Ämter u. a), die in unterschiedlicher Weise, aus
unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlicher Macht Ansprüche an eine
Unternehmung richten. Diese "Interessengruppen" fühlen sich von den
Handlungen des Unternehmens betroffen, möchten sie beeinflussen oder
eigennützige Ziele durchsetzen. Durch Stakeholder wird die Verbindung zwischen
einer Unternehmung und ihrer Umwelt deutlich.