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Einige klassische theoretische Ansätze in der Medienpädagogik

(Diese Ansätze werden heute von Medienwissenschaftlern unterschiedlich gewertet.)



1. Bewahrende Medienpädagogik

Diese Form der Medienerziehung muß als erste Reaktion auf neue Medien verstanden werden. Man will vor allem Kinder und Jugendliche vor den Wirkungen schützen.

Charakteristika:

Die Wirkung des Mediums wird überschätzt. Es wird eine totale Vereinnahmung des Lesers bzw. des Zuschauers befürchtet. Es werden eher die negativen Auswirkungen registriert.

Erziehungsziele:

Möglichst geringe Nutzung des Mediums, um so die Gefahren gering zu halten. (Keine Zeitung lesen, Kinder sollen möglichst nicht ins Kino gehen. 1958 wurden sogar alle Fernsehprogramme für Kinder unter sechs Jahren eingestellt, weil man davon ausging, daß Fernsehen für Kinder schädlich sei.)
 
 

2. Kritische Medienpädagogik:

Die tatsächliche Nutzung der Medien durch Kinder und Jugendliche zeigte, daß möglichst totale Abstinenz nicht durchzusetzen war. Dieses Erziehungsziel wurde daher aufgegeben. Die Medien selbst wurden auch differenzierter gesehen. So wurde der Film als dem Theater und der Literatur ebenbürtige Kunst entdeckt. Die Bedeutung der Zeitung und der Funkmedien für das Funktionieren der Demokratie wurde erkannt. Die Erziehung hin zum kritischen Gebrauch der Medien wurde als notwendig erkannt.

Charakteristika:

Medienerziehung wird auf der Basis einer 'Medienkunde' betrieben. z. B. werden die Gestaltungsmittel des Films (Einstellung, Kamerabewegung, Licht, Musik, Montage) erläutert, die Herstellung einer Zeitung, das Zustandekommen einer Nachrichtensendung demonstriert.

Erziehungsziele:

Der kritische Leser und Zuschauer, der bewußt Lektüre, Filme und Sendungen auswählt, die Medien beurteilen kann und der aufgrund seines Wissens über Medien gegenüber negativen Wirkungen immunisiert ist.
 
 

3. Emanzipatorische Medienpädagogik:

Mit der Neubelebung des Marxismus gingen auch Impulse auf die Medienpädagogik aus. Das Mediensystem wird in die Kapitalismuskritik mit einbezogen. Die Medien werden als Instrumente zur Stabilisierung des bestehenden Herrschaftssystems gesehen. Der privatwirtschaftlich organisierte Pressebereich wird stärker als die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten der Kritik unterzogen. In. den Augen dieser Medienpädagogik werden die Medien von folgenden Kräften und Tendenzen bestimmt: Vergrößerung des Kapitals Konzentration der Zeitungen und Zeitschriften in der Hand weniger Verleger, um dadurch höhere Gewinne zu erzielen und die öffentliche Meinung immer wirkungsvoller beeinflussen zu können.

Charakteristika:

Der Begriff 'Manipulation' steht im Vordergrund. Die marxistische Kritik sieht die Medien als Machtmittel der 'herrschenden Klasse', die Informationen vor allem deshalb verbreitet, um ihre Machtstellung zu sichern. Die kapitalistische Grundstruktur zeigt sich auch in der Werbung. Es werden daher vor allem Manipulationstendenzen in den Nachrichtensendungen und Pressepublikationen sowie en der Werbung aufgedeckt.

Erziehungsziele:

Entsprechend dem marxistischen Ansatz soll auch die Medienpädagogik eine Veränderung der Gesellschaft herbeiführen, In dieser neuen Gesellschaft werden dann 'freie' Medien möglich sein, die nicht mehr 'manipulieren' Damit ist Medienpädagogik überflüssig.

Es wird faktisch eine bewahrende Medienpädagogik betrieben. Der einzelne wird vor Manipulation und den Einflüssen der Werbung geschützt. Eine skeptische Haltung gegenüber allen Medien wird aufgebaut, die faktisch dazu führt, sich dem Einfluß dieser Medien möglichst wenig auszusetzen.
 
 

4. Medienpädagogik als Kommunikationspädagogik

Drei Faktoren führten zu dieser Richtung.

1. Die Konzeption der kritischen Medienpädagogik erwies sich als nicht sehr wirkungsvoll. Die Wissensvermittlung, das Hauptelement dieser Richtung hat wenig Einfluß auf das Verhalten. Kenntnisse über Gestaltungsmittel und die Herausarbeitung von Beurteilungskriterien genügen nicht, daß Kinder und Jugendliche Medien gezielt nutzen und aktiv gebrauchen.

2. Versuche in der Jugendbildungsarbeit und im Unterricht z.B. Zeitungen zu machen, Video-Filme zu drehen oder Hörspiele zu produzieren zeigten, daß die Motivation der Beteiligten wesentlich größer war als bei einer Filmanalyse oder bei einem Vergleich von Nachrichten. Die Übungen führten auch zu einer anderen, tatsächlich kritischen und unabhängigen Einstellung gegenüber Medien

3. Die Entwicklung von Schüler-, Gruppen-, Gemeinde- und Stadtteilzeitungen zeigte, daß Medien nicht nur von professionellen Journalisten sondern auch von Laien gemacht werden können. Damit wurde auch die Aus- und Fortbildung von Laien zu Medienerstellern Bestandteil der Medienpädagogik.

Vergleichbare Erfahrungen gibt es mit Video-Produktionen.

Charakteristika:

Einübung in den aktiven Umgang mit Medien, Produktion von Zeitungen, Hörspielen, Video—Produktionen, Abbau des 'Nimbus' der Medien.

Erziehungsziele:

Selbständige Rolle im Mediensystem gewinnen und zugleich Befähigung, eine aktive Rolle zumindest auch im Bereich lokaler Medien (z.B. Radio Sauerland) zu spielen; die Medien gebrauchen zu lernen, um selbst Informationen und Meinungen anderen mitzuteilen.