EW Allgemeine Pädagogik

Erziehungsstile



Zum Begriff ‘Erziehungsstil’

Unterschied: Erzieherverhalten - Erziehungsstil

Erzieherverhalten meint meistens die spontanen und wechselhaften Verhaltensweisen von Erziehern.

Erziehungsstil kennzeichnet eine durchgängige Grundhaltung des Erziehers. Diese Grundhaltung zeigt sich in verschiedenen Verhaltensweisen, die miteinander in Verbindung stehen und über einen gewissen Zeitraum immer wieder auftreten.

Definition ‘Erziehungsstil’

Erziehungsstile sind keine echten Erzieherverhaltensweisen. Es handelt sich um Möglichkeiten des Erzieherverhaltens, um Handlungen, die ein Erzieher praktizieren könnte.

Erziehungsstile sind künstlich konstruierte Ordnungssysteme und nicht real gegebene Grundzüge des Erzieherverhaltens.

In der Erziehungsstilforschung gibt es ‘typologische’ und ‘dimensionsorientierte’ Konzepte.

(Festlegung durch Beobachtung und ‘Messung’ des Erzieherverhaltens, Beobachtungsskala)
 
 
 
 

Typologisches Konzept: (nach Kurt Lewin)

Levin u. a. suchten einen neuen Weg der Erziehungsstilforschung. Es sollten sogenannte Führungsstile formuliert werden. (keine Erziehungsstile, obwohl die Begriffe meist synonym gebraucht werden)

Folgende Einteilung geht auf Lewin zurück:

Diese Begriffe wurden aus der Politologie entlehnt.

Zunächst waren nur die beiden Extrempositionen vorgesehen. (Polarität der Positionen)

Die Grundlage bot der Faschismus in Deutschland und die Auswirkungen von Führungsstilen.

‘Experimente’ Lewins:

Art: Gruppenexperiment

Situationsbeschreibung: (Stichpunkte)

Frage: Wie war das Ergebnis des Experiments?
 
 
 
 
 



 

Merkmale der Führungsstile

Autoritärer Führungsstil:

Demokratischer Führungstil: Laissez-faire-Führungsstil:
 
 

Kritik an Lewins Typologie:

wichtigste Punkte.

Die Verwendung in der Pädagogik kann eine vorurteilsbehaftete Untersuchung (Meinung, Meinungsbildung) auslösen.

Eine Verfälschung von Untersuchungsergebnissen ist möglich.

Die Übertragung von amerikanischen Verhältnissen auf andere Kulturkreise ist problematisch.
 
 

Untersuchung von Harald H. Anderson (Kurzform)

Grundlagen:

Untersuchungen in amerikanischen Kindergärten und Grundschulen.

Gegenstand der Untersuchungen: Beobachtung von Erzieherverhaltenseweisen. Verbale und non-verbale Äußerungen der Erzieher und Lehrer in Hinblick auf die Kinder.

Ergebnisse: Es wurde festgestellt, daß zwischen dem Verhalten des Erziehers in Schule und Kindergarten und seiner Persönlichkeit ein Zusammenhang besteht. (Kritik Vernachlässigt bei Lewin)

Auf der Grundlage seiner Forschungsergebnisse entwickelte Anderson zwei gegensätzliche Unterrichtsstile:
 

den dominativen Stil

den integrativen Stil

Diese Stile sind denen von Lewin ähnlich, aber weniger politisch belastet. (vgl. Politologie)

Erkenntnis: Auch hier kommen beide Stile in Reinform in der Praxis nicht vor. Es wurden aber Verhaltensweisen registriert, die auf eine Mischform beider Stile hindeuten.

Merkmale:

dominativer Stil:

Rigorose Gruppenlenkung,, alles wird vom Erzieher gesteuert, Strafe und Tadel werden häufig verwendet, Der Erzieher möchte vor allem seine Ansichten durchsetzen.
 

integrativer Stil:

Kinder werden mit Wünschen und Vorstellungen ernst genommen, Kritik an GL ist sachlich und konstruktiv, Gemeinsame Ziele werden erarbeitet, Gewünscht wird Spontaneität und Aktivität der Kinder/Jugendlichen.

Auswirkungen der Stile auf das Verhalten und Erleben:

Der dominative Stil löste Feindseeligkeiten und abweisendes, aber auch teilnahmsloses Verhalten aus. Die Kinder verhielten sich sehr widersprüchlich; sie rebellierten gegen den Lehrer und 'beherrschten' schwächere Mitschüler. Dieser Stil führte zu einer gewissen Eigendynamik. Zu dominantes Verhalten des Lehrers löste eine 'Aggression' gegen ihn aus, was wiederum bei ihm zu noch strengerer Reaktion führte.

Der integrative Stil des Lehrers löste eine Nachahmung bei den Schülern aus. Die selbständige Beteiligung am Unterricht nahm zu, die Aktivitäten steigerten sich, der Umgangston war freundlich, herzlich und kooperativ.
 

Die wichtigsten Ergebnisse Andersons: (Kurzform)

Verhaltensmerkmale des Lehrers der Schüler

dominativer Unterrichtsstil:
 


Verhaltensmerkmale des Lehrers der Schüler

integrativer Unterrichtsstil:
 
 


 

Kritik an Anderson:

Die Untersuchung hat Ergebnisse Lewins bestätigt und um wesentliche Bereiche erweitert. Trotzdem ist zu kritisieren:
 


 

Dimensionsorientiertes Konzept

Exkurs:

Werden die Möglichkeiten des Erzieherverhaltens nur nach einem charakteristischen Merkmal gruppiert oder zusammengefaßt, so spricht man von 'Typen' oder 'Typologien' des Erzieherverhaltens.

Dimensionsorientierte Konzepte:

Ausgehend von den amerikanischen Forschungen über Erziehungsstile wurde bei deutschen Untersuchungen die Vorgehensweise verändert.

Es wurden keine Typologien sondern Dimensionen des Erzieherverhaltens entwickelt.

Bekannteste Arbeiten hierzu: Anne-Marie u. Reinhard Tausch (Tausch/Tausch).

Das Dimensionskonzept erlaubt Verhaltensweisen nach bestimmten Hauptdimensionen einzuordnen und in einem zweidimensionalen Koordinatensystem darzustellen.

Das Koordinatensystem wird bestimmt durch die Lenkungsdimension und die emotionale Dimension. (vgl. Schaubild)
 
 

Auswirkungen der Hauptdimensionen des Erzieherverhaltens

Lenkungsdimension:

Starke Lenkung
Geringe Lenkung: Emotionale Dimension:
 
  • Große Wertschätzung
  • Geringe Wertschätzung: Für Tausch/Tausch sind neben diesen Hauptdimensionen noch weitere Dimensionen wichtig: In neuerer Zeit sind für Tausch/Tausch im wesentlichen vier Humandimensionen bedeutsam:
     
     
     
     

    Kritik an Tausch/Tausch