FSP 12 Bitte für den
Unterricht durchlesen!
Eigene Einstellung zur
medienpädagogischen Arbeit
Quelle. Knodt, D.: Alles auf
Empfang?, Familie und Fernsehen, Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle
Bayern e.V. (Hg): Donauwörth 1996, S. 8 ff
Die Zusammenarbeit mit Eltern zum
Bereich Fernsehen setzt zunächst eine eigene medienpädagogische Einstellung
voraus.
Vor allem für den Vorschulbereich gibt
es im wesentlichen zwei unterschiedliche Ausgangspositionen:
1.
Der erste Ansatz: Kinder
haben gegenüber Fernseh- und Filmerlebnissen noch nicht die erforderlichen
kognitiven Voraussetzungen und können deshalb die Eindrücke und emotionalen
Gehalte gefühlsmäßig und sozial noch nicht hinreichend verarbeiten. Der
Kindergarten soll deshalb, da die Kinder im Alltag faktisch eine Fülle von
Fernseh- und Medienerfahrungen haben, die Möglichkeiten zur Aufarbeitung
von Medienerlebnissen bieten und zwar (zunächst) in einem medienfreien Raum. Zugleich sollen bei dem Kind
,,Basisqualifikationen” gefördert werden, die zukünftig eine ungefährliche und
sinnvolle Mediennutzung ermöglichen. Dies hat zur Konsequenz
· einen
,,medienfreien” Raum (in bezug auf elektronische Medien) bereitzuhalten,
· Gegengewichte zur
Faszination der Medien zu setzen,
· Eltern bei ihrer
medienpädagogischen Aufgabe zu unterstützen.
Das bedeutet, dass die Eltern den
bedeutensten Teil der medienpädagogischen Arbeit leisten und sich die Angebote
von Kindergarten und Schule auf Information, Aufklärung und Hinweise zum
häuslichen Medienumgang konzentrieren.
2.
Der zweite Ansatz
geht davon aus, dass auch schon im Kindergarten eine Erziehung mit und zu den
Medien gefördert wird. Kindern soll die Chance gegeben wer den, sich mit den
vielfältigen Inhalten und Angeboten der verschiedenen Medien
auseinanderzusetzen. Wobei durch Formen und Inhalte medienpädagogischer Arbeit
den Kindern auch Gegenerfahrungen zum alltäglichen, familialen Medienumgang
ermöglicht werden sollen. Die Arbeit mit AV-Medien wird dabei anderen
Aktivitäten nicht vorgezogen, sondern sollte einen selbstverständlichen
Stellenwert neben allen anderen Beschäftigungen einnehmen. Dabei steht im
Vordergrund, die kindliche Mediennutzung nicht zu negieren oder nur
kompensatorisch aufzuarbeiten, sondern zu erkennen, dass kindliche
Mediennutzung zum Alltag gehört und gleichrangig neben anderen Tätigkeiten
steht. Das bedeutet, dass die Kinder
· über ihre eigene Art
der Mediennutzung und deren Inhalte reflektieren können;
· sich mit der Machart
des Fernsehens auseinandersetzen;
· Fernsehen bzw. Video
als aktives Gestaltungsmittel einsetzen.
Und es bedeutet, mit den Eltern
gemeinsam medien-pädagogisch zu arbeiten. Die Themen und Formen der Zusammenarbeit
sind dazu vielfältig und nicht nur auf einen Aspekt, wie beispielsweise die
Auswirkungen von Gewaltsendungen oder den Umgang zu Hause begrenzt.
Eigene
Medienbiographie
Sie selbst sind vermutlich in einer
Zeit groß geworden, in der das Fernsehen schon von klein auf zum Alltag gehört
hat. Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie als Kind gerne gesehen haben?
Zur Vorbereitung auf medienpädagogische Arbeit allgemein und auch speziell zur
Zusammenarbeit mit Eltern ist es nützlich, sich zunächst einmal mit der eigenen
Medienbiographie zu beschäftigen (das umfaßt alle Medien, also auch Bücher,
Comics, Radio und Fernsehen). Sie können das alleine, zusammen mit Kolleginnen
und Kollegen oder mit Partnern machen.
Mögliche Fragen dazu:
· Welche
Fernsehsendungen habe ich gerne gesehen, was habe ich gerne gelesen?
· Mit welchen Personen
habe ich mich identifiziert?
· Waren meine Eltern
immer mit meinen Vorlieben einverstanden oder mußte ich manches heimlich bzw.
bei Freundinnen oder Freunden sehen oder lesen?
· Gab es bei uns zu
Hause ,,Spielregeln” für den Medienumgang? Wenn ja, habe ich mich daran
gehalten?
· Gab es Sendungen
oder Eindrücke, die ich damals nicht ,,verdauen” konnte? Habe ich es dann jemandem
erzählt oder versucht, alleine damit fertig zu werden?
Schreiben Sie sich Ihre Erinnerungen
möglichst ausführlich auf und tauschen Sie die Erfahrungen aus. Sie bilden eine
Ausgangsbasis für die Einschätzung des Medienkonsums der Kinder, mit denen Sie
es nun pädagogisch zu tun haben.
Medienverhalten
der Kinder heute
Meinen
Sie, dass die Kinder sich heute anders verhalten als Sie damals? Das Fernsehangebot
ist inzwischen anders und vielfältiger, zweifellos auch gewalthaltiger
geworden. Worin unterscheidet sich das Medienverhalten der Kinder heute von
Ihrem eigenen Verhalten als Kind?
Bitte
notieren Sie sich deshalb auch Beobachtungen zum Medienkonsum der Kinder.
Mögliche Fragen:
· Welche
Arten von Sendungen bevorzugen die Kinder?
· Welche
Figuren beeindrucken sie besonders?
· Wie
verarbeiten sie ihre Fernseherlebnisse?
· Schauen
die Kinder mehr, als Sie früher?
· Haben
die Kinder ,,Spielregeln” zu Hause für den Fernsehumgang?
Was
Sie mit den Kindern erreichen können
Aus all diesen Vorüberlegungen
ergeben sich die speziellen Ziele, die Sie in bezug auf die Fernseherziehung
verwirklichen wollen. Da sind zunächst Ziele für Ihre medienpädagogische Arbeit
mit den Kindern, zum Beispiel:
· Fernseheindrücke zu
verarbeiten;
· das Fernsehen
durchschaubarer und begreifbarer zu machen;
· Medien kreativ
einzusetzen;
· die Fernseh-Helden
der Kinder konstruktiv aufzugreifen
· den Mediengeschmack der
Kinder auch für audiovisuelle Medien zu entwickeln (ähnlich wie das schon immer
bei Bilderbüchern geschieht).
Beobachtungen
zum ,,Montags-Syndrom”
Außerdem ist ein weiterer Aspekt für
die Vorüberlegung sinnvoll. Gerade im Kindergarten wird immer wieder über das
,,Montags-Syndrom” geklagt. Die Kinder machen den Eindruck, als ob sie das
ganze Wochenende nur vor dem Fernseher verbracht hätten. Sie sind aufgedreht,
wild, müssen alles mögliche nachspielen, sind schwer für gemeinsame Angebote zu
gewinnen oder können sich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Man sollte
sich aber auch die Frage stellen, welche Eindrücke die Kinder wirklich
verarbeiten müssen. Ist die Ursache nur das Fernsehen, oder sind auch andere
Faktoren wichtig? Beispielsweise der ungewohnte Rhythmus des Familienalltags am
Wochenende und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Eltern und Kindern.
Vielleicht wurden Pflichtbesuche absolviert, bei denen sich die Kinder
stundenlang erst im Auto und dann auch noch bei anderen Leuten still verhalten
mußten.
Was Sie mit den Eltern
erreichen können
Aus diesen Zielen ergeben sich dann
die konkreten Schwerpunkte für die Zusammenarbeit mit den Eltern::
· Den Eltern deutlich
zu machen, wie die Kinder das Fernsehen wahrnehmen und verarbeiten;
· sie zur Reflexion
darüber zu bringen, wie Kinder auf Gewaltdarstellungen reagieren und wie sie
damit umgehen können;
· sich mit den Sendungsangeboten
auseinanderzusetzen und zu überlegen, warum sich Kinder mit manchen Figuren
besonders identifizieren;
· Beurteilungs- und
Auswahlkriterien für Sendungen zu vermitteln und gemeinsam Ansprüche an das
Programmangebot zu entwickeln;
· Eltern beim Umgang
mit dem Problem Fernsehen zu helfen;
· die Freizeit auch
einmal anders zu gestalten.